Im Rauch der Lebendigkeit – Auf der Suche nach dem schöpferischen Atem
Das Rauchen ungesund ist, wissen wir alle!
Auf welchen Weg ich durch diesen unlebendigen Rauch zu Lebensatem kam, verrate ich dir hier.
Mein rauchiger Werdegang
Vergleichsweise spät fing ich mit dem Rauchen an. Erst in meiner Ausbildung mit siebzehn oder achtzehn ging es bei mir los. Wie es genau dazu kam, weiß ich gar nicht. Es hat sich förmlich bei mir eingeschlichen. Ob es IN war, ich dazu gehören wollte, Kontakt wollte oder andere Gründe vorlagen, weiß ich einfach nicht. Als ich sozusagen wach wurde, rauchte ich auf einmal.
Ca. 2006 rauchte ich meine letzte Zigarette. Sie schmeckte mir schon lange nicht mehr und daher rauchte ich auch nur noch hin und wieder. Zwar oft täglich, jedoch nur wenige Zigaretten und die nicht mal vollständig. Mein Verlangen nach Zigaretten schlich sich immer mehr aus. Dann nur noch hin und wieder am Fenster ein paar Züge.
Mit einem Mal ließ ich es einfach ganz. Am Rauchen fand ich so nichts mehr spannend. Es erfüllte mich nicht mehr. Es war zunehmend lästiger und vor allem auch stinkender.
Zigaretten sind Schall und Rauch
Akupunktur ist hilfreich
1988 war das erste Mal, dass ich mit dem Rauchen aufhörte. Noch in Berlin holte ich mir Unterstützung bei einer asiatischen Ärztin, die Akupunktur gegen Rauchen anwendete. Ich wollte unbedingt mit dieser Qualmerei aufhören. Ich investierte 120 DM und ließ mich stechen. 30 Minuten lag ich dann dort auf einer Liege hinter dem Vorhang und wartete darauf, dass ich endlich gehen durfte. Meine Entzugserscheinungen waren für mich zu intensiv und so ging ich erneut hin. Für weitere 80 DM wurde ich nochmals durchgepikst. Tatsächlich war mein Verlangen nach Rauchen dann wie weggeblasen.
Krisen sind zum Rauchen da
1991, Anfang des Jahres erlitt ich während meiner 1. Trennung einen Rückfall. Ich qualmte mir ohne Rücksicht auf Verluste einen weg. Es steigerte sich auf eine Intensität mehr denn je.
Zwischendurch versuchte ich einen neuen Start mit der Ohrakupunktur. Ein Gynäkologe wendete diese Form der Ohrakupunktur an. Direkt danach zündete ich mir jedoch eine Zigarette an.
Diese rauchige Phase hielt ca. bis 1996 an. Schlüsselerlebnisse luden mich zu einem Umdenken ein und ich hörte wie von selbst mit dem Rauchen auf.
2001 zeigte sich die nächste Krise und ich rauchte wieder los.
Krisen waren bei mir also der große Aufhänger. Offensichtlich musste ich mich an irgendetwas festhalten. Etwas, woran ich mich klammern konnte und scheinbar erfüllte.
Der Nebel verschwand aus meinem Leben
Je mehr ich mich mit mir, meinem bisherigen Leben, Wesens – und Potentialentfaltung beschäftigte, desto mehr konnte ich durchatmen. Meine eigene Wesenheit war für mich immer besser wahrnehmbar. Ich fühlte meine Seele immer mehr und mir wurde bewusster, dass ich ein Teil von etwas ganz Großem bin. Je mehr ich meine Vergangenheit aufarbeitete und los ließ, desto mehr schulte ich mein Bewusstsein. Meine Wahrnehmung wurde immer sensibler. Meinen Körper erkannte ich als das Zuhause meiner Seele.
Wie konnte ich meinem Körper das Gequalme also weiter antun? Wieso rauche ich meiner Seele ständig die Hütte zu?
Infolge hörte ich damit einfach ganz auf.
Fitness Ahoi
Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem ich mit dem Walking startete. Es kostete mich unfassbar viel Kraft loszugehen. Ich hatte Angst, gesehen zu werden. Vor allem von der Nachbarschaft. Ich wohne damals auf dem Dorf und da kennt jeder jeden. Es war mir peinlich loszuwackeln. Mein Gangstil ist echt individuell. Das liegt an meinem Hüftschaden, der seit meiner Geburt vorliegt. Meine Güte fühlte sich das zäh an. Meine Disziplin und Kraft siegten und so trainierte ich mich 3-4 mal die Woche im Walking und wurde fitter und fitter.
Meine Atmung wurde immer tiefer und ich gewann so viel Kondition, dass ich mit Leichtigkeit 8 -10 km richtig zügig walken konnte. Powerwalking nannte ich es damals.
Mit dem körperlichen Training stellte sich bei mir auch immer mehr meine Selbstreflektion, das Mentaltraining ein und ich konnte eine Menge alten Kram loslassen.
Widerstand für Atem eingetauscht
Schon lange nahm ich eine ganze Menge Widerstände in mir wahr. Z.B. gegen das Leben, Freude, Individualität, Schöpferkraft, Fremdbestimmung, Abhängigkeiten oder Vertrauen.
Wirklich loslassen und vergeben konnte ich erst viele Jahre später. Eigene Sitzungen bei Therapeuten und meine ganzen Weiterbildungen ließen zu mir selbst finden und mich lieben.
Die Lösung meiner inneren Widerstände und die Transformation in Liebe waren für mich der Schlüssel zum wahren Atem.
Fazit?
Der künstliche Rauch erzeugt in unseren Lungenbläschen ein Gefühl von erfüllt sein. Der Rausch des Lebens erfüllt uns für einen kleinen Augenblick. Und das fühlt sich so voll und stark an. Für jeden Preis, sind wir bereit genau das wieder zu erleben. Noch einmal dieses Gefühl haben. Das Gefühl von Fülle, da sein und Atem. So rauchen wir ein in das Hamsterrad der Qualmerei. Um für einen Zigarettenzug das Leben zu treffen.
Der Moment, in dem wir den Rauch in uns einziehen, entsteht innerlich eine Art Fülle. Wir ziehen den Rauch so tief in uns hinein bis wir diesen Widerstand spüren. Dieser Druck, der unsere Lungenbläschen aufbläht. Das ist der Moment, in dem wir fühlen, eingeatmet zu haben, zu leben.
JA! Wir atmen — was für eine Illusion! Wir sind nur am Leben! D.h. wir sind am Leben dran und nicht im Leben drin. Wir stehen davor und schauen zu, mehr nicht!
Leben heißt – drin sein, dabei sein und mitmachen. Wollen, machen, Fülle, Lebendigkeit spüren und leben.
Der Atem ist das Leben. Wir atmen, wenn wir uns frei, selbst bestimmt, eigenverantwortlich, individuell und wahrhaftig lebendig fühlen. Dann fällt der Atem wie von selbst in uns hinein, erfüllt uns in unserem ganzen Sein und wir lassen uns atmen.
Eine kleine Übung für dich: Beobachte bei deiner nächsten Zigarette mal, wann dieser kurze Moment da ist. Das Gefühl von diesem Druck in deinen Lungenbläschen. Was gibt dir dieses Gefühl?